Die dritte Staffel von Star Trek: Picard ist ein Paukenschlag: Die TNG-Crew ist zurück – und damit nicht genug. Es gibt überdies ein Wiedersehen mit weiteren Serienlieblingen. Können wir uns also am Ende doch noch mit dem Neuaufguss der Next Generation versöhnen?
Wie gut ist die Rahmenhandlung dieser dritten Staffel?
Überzeugen die neuen Charaktere? Und was ist mit dem Cast der ersten beiden Staffeln?
Wie stark fiebern wir einer Fortsetzung der Serie im Kino entgegen?
Q, die Borgqueen, Guinan und Wesley Crusher: In der zweiten Staffel von Star Trek: Picard gibt es Wiedersehen mit beliebten Charakteren der Next Generation. Eingebettet in eine verrückte Zeitreisen-Geschichte schreibt die Serie den Unruhestand unseres Lieblings-Captains fort.
Wie gut funktioniert die Geschichte?
Was sind Stärken, was sind Schwächen der zweiten Staffel?
Auftakt für die Besprechung einer neuen Serie im Trekcast: Mit dem Pilotfilm „Der Abgesandte“ (Emissary) steigen wir bei „Deep Space Nine“ ein. In dieser Folge beleuchten wir den Zweiteiler von Kopf bis Fuß. Wie wurden die Charaktere eingeführt, was unterscheidet die Serie von Anfang an von TNG und warum ist Captain Picard plötzlich der Buhmann der Galaxie?
DS9 wird gerne auch mal als Seifenoper im All bezeichnet. Doch was macht die Serie mit ihren Charakteren so fundamental anders, dass dieser Eindruck entsteht?
Außerdem: Viele Zuschriften, Neues über HD-Streaming und die Frage, ob man Kratern Star Trek-Namen geben sollte.
Die Doppelfolge Geheime Mission auf Celtris III sorgte für gemischte Reaktionen: Einigen war die gezeigte Folter von Captain Picard zu hart. Andere finden, dass Star Trek sich hier eines Themas der Gegenwart in fulminanter Weise angenommen hat.
Unbestritten ist der Zweiteiler der sechsten Staffel aber eine der beliebtesten Folgen der Serie. CBS hat die Doppelfolge deshalb auch für eine Sonder-Blu-ray ausgewählt, die im Einzelhandel erhältlich ist. Grund genug für das Trekcast-Trio nach der Besprechung der sechsten Staffelbox in diesem Trekcast noch einmal besonders auf diese Episode einzugehen.
Derweil beschäftigt das Netz die Frage, wie es mit den Star Trek Blu-rays nach TNG weitergeht. Und die Abschaltung des Videokanals von TrekCore bei YouTube beschäftigt die Fans – wir sprechen über diese Themen.
Außerdem: Ein Wiedersehen mit einem Star Trek Star bei Netflix, viele Lichter und einige Zuschriften.
In der fünften Staffel von Star Trek: The Next Generation wuchs die TNG-Familie und das Star Trek-Universum. Die Serie wurde immer besser. Doch wie ist es knapp 25 Jahre später mit den Blu-rays? Wir haben uns die fünfte Staffelbox angesehen.
Von Malte Kirchner
Vorwort
Werfen wir einen Blick auf die vier vorhergehenden Rezensionen der TNG-Blu-rays, könnte der Leser den Eindruck gewinnen, es handele sich hierbei um eine einzige Lobeshymne auf die HD-Veröffentlichung von Star Trek: The Next Generation. Manche könnten gar argwöhnen, die Bewertung stehe vorher schon fest.
Weder das eine noch das andere ist der Fall. Tatsächlich waren wir bislang mit jeder neuen Staffelbox einmal mehr fasziniert von der HD-Umsetzung einer mit 25 Jahren schon recht betagten Serie. Da TNG optisch sehr vielschichtig ist, lässt zudem eine gelungene Staffel schwerlich auf die nachfolgenden schließen. Dies bemerken wir besonders, wenn wir die jetzt erschienene fünfte mit der ersten Staffel vergleichen. So wie seinerzeit die Produzenten das Erscheinungsbild der Serie weiterentwickelten, stehen auch die Macher der Blu-rays vor der Herausforderung, die hohe Qualität zu halten oder gar auszubauen.
Die fünfte Staffel haben wir mit besonderer Vorfreude erwartet. Denn Highlights wie die Folgen „Deja vu“, „Das zweite Leben“, „Ich bin Hugh“ oder „Katastrophe auf der Enterprise“ machten schon in normaler Auflösung (Standard Definition, SD) sehr viel Freude. Insofern war es spannend zu sehen, ob und wie die HD-Fassung noch zu weiteren Verbesserungen beitragen kann.
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Die Episoden
In der fünften Staffel von Star Trek: The Next Generation gab es zwei Schwerpunkte. Der eine lag auf der erweiterten TNG-Familie. Neben den Hauptdarstellern gewannen auch die Nebenrollen weiter an Tiefe. Nach Chief Miles O’Brien, der schon in der vergangenen Staffel intensiver eingebunden wurde, lernen wir im fünften Jahr Fähnrich Ro Laren kennen, mit der zugleich die Bajoraner eingeführt werden, die uns in Deep Space Nine noch intensiver beschäftigen sollten.
Ein zweites großes Thema dieser Staffel sind die verschiedenen Spezies des Star Trek-Universums, denen nun noch mehr Raum gegeben wird als in früheren Staffeln. Nachdem die Klingonenepisoden auf so viel positive Resonanz gestoßen sind, gibt es ein Wiedersehen mit den Borg und auch das Verhältnis zwischen Romulanern und Vulkaniern wird thematisiert. Diese Entwicklung setzte den Mut voraus, dass die Serie sich zunehmend auf sich selbst bezieht, also von den in sich geschlossenen einzelnen Folgen abrückte. Picards Vorbehalte gegen den jungen Borg Hugh oder das Wiedersehen mit Sela in „Wiedervereinigung“ erschließen sich den Zuschauern erst bei Kenntnis früherer Folgen. Da die Serie immer mehr treue Fans gewann, ging die Rechnung auf.
Und die Autoren wurden in der fünften Staffel immer mutiger, auch mal aus linearen Erzählstrukturen auszubrechen. Aus heutiger Sicht ist es geradezu grotesk, dass es nach der Ausstrahlung der Folge „Deja Vu“ seinerzeit verwunderte Anrufer gab, die monierten, dass sich die Folge ständig wiederhole. Mittlerweile sind Zuschauer von TV-Serien sowas gewöhnt. Früher leistete TNG in dieser Richtung Pionierarbeit.
Die Aufzählung der Schwerpunkte zeigt bereits auf, dass diese fünfte Staffel von TNG den Zuschauern wieder viel zu bieten hatte. Große Highlights wie „Ich bin Hugh“ oder „Katastrophe auf der Enterprise“ wurden im fünften Jahr der Serie gedreht. Beim Blick auf die Episodenliste sind nur schwer Folgen auszumachen, die nicht gefielen. Und es gab allerhand Doppelfolgen: Das fünfte Jahr startete bereits mit Teil 2 der Klingonenfolge „Der Kampf um das Klingonische Reich“. Zwischendurch ging es um die „Wiedervereinigung“ von Vulkaniern und Romulanern. Und am Ende dieser Staffel gab es noch die „Gefahr aus dem 19. Jahrhundert“, die uns etwas mehr über Guinans Geschichte verriet (und zugleich viele neue Fragen aufwarf).
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Die Blu-ray-Fassung
Was, wenn nicht hohe Bildqualität sollte den Ausschlag geben, sich TNG auf Blu-ray zu kaufen. Waren die ersten Staffeln der Serie farblich im Original eher zu schrill und zu hell, was in der HD-Umsetzung grandios verbessert wurde, stellt sich die Herausforderung im fünften Jahr mittlerweile ganz anders dar. Schon zu Zeiten der Standard Definition-Fassung sah das TNG der 5. ganz anders als das der 1. Staffel aus. Deutlich wird das unter anderem an der Beleuchtung des Sets, die nun dunkler und stimmungsvoller ist. Es gab aber auch allerhand Szenen, die draußen spielten, ebenso wie Einstellungen in relativer Dunkelheit. Man kann also schwerlich sagen, dass es ein Selbstläufer ist, die späteren Jahre der Serie ins HD-Zeitalter zu übertragen. Die Experten bei CBS mussten in dem Digitalisierungsprozess immer wieder an neuen Einstellungen tüfteln. Mit dieser Staffelbox zeigen sie einmal mehr, dass sie davon etwas verstehen.
Um die Bewertung vorweg zu nehmen: Die HD-Umsetzung ist grandios gelungen. Wo früher in dunklen Szenen das Bild manchmal verwischt und unscharf wirkte, ist die Schärfe in der Neubearbeitung so, als wäre die Serie gerade erst mit neuem Equipment gedreht worden. Die stimmungsvolle Beleuchtung, Tageslichtszenen – dies alles profitiert deutlich von der Umsetzung.
Einmal mehr ist dies Ergebnis einer Fleißarbeit, die daraus bestand, alte Filmrollen „auszugraben“, digital einzuscannen und originalgetreu zusammenzusetzen. Damit nicht genug, mussten auch alle Effekte, Bildschirmeinblendungen und vieles mehr neu montiert werden. Positiver Nebeneffekt ist, dass bei dieser Gelegenheit auch gleich einige Fehler beseitigt wurden, so etwa der fälschlich aus einem Torpedorohr kommende Phaserschuss in der Folge „Darmok“.
Bei insgesamt 2:20 Minuten wurde das Originalfilmmaterial indes nicht wiedergefunden, so dass diese Szenen von der Standardauflösung hochskaliert wurden. Dies ist von allen bislang veröffentlichten Staffelboxen die längste Zeitspanne, was insofern verwundert, da gerade bei den neueren Folgen eine bessere Archivierung zu erwarten gewesen wäre als bei den Anfängen. Den meisten dürfte das allerdings gar nicht auffallen, zumal die Übernahme von SD-Bildmaterial schon bei früheren Staffeln praktiziert wurde.
Verbunden mit dem 7.1-Ton im englischen Original muss einmal mehr von sehr guter Arbeit gesprochen werden. Es ist irgendwie das alte und doch ein ganz neues TNG, das die Macher der Blu-ray da erschaffen haben.
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Die Extras
Wie in den vorherigen Staffelboxen hat CBS neben Bonusmaterialien der DVDs, die in Standardauflösung vorliegen, neue Extras in HD-Qualität produziert.
Der Schwerpunkt liegt im fünften Jahr auf Gene Roddenberry, der nach längerer Krankheit während der Dreharbeiten der fünften Staffel starb. In den Interviews mit Autoren, Produzenten und Schauspielern wird deutlich, dass Roddenberry sich schon in den vorherigen beiden Staffeln nach und nach zurückgezogen hatte. Trotzdem traf die traurige Nachricht die TNG-Darsteller mit voller Wucht und sorgte dafür, dass trotz der engen Zeitpläne sogar die Dreharbeiten für einen Tag ausgesetzt wurden. Besonders Marina Sirtis nahm Roddenberrys Tod sehr mit, da sie – wie sie erzählt – ein geradezu familiäres Verhältnis zur Familie unterhielt.
Einmal mehr erfreuen Robert Meyer Burnett und Roger Lay Jr., die für die Extras verantwortlich sind, aber mit ihrer durchaus auch kritischen Herangehensweise. Im ersten Extra „The Needs of the Many“ deutet Autor Ronald D. Moore an, dass Gene Roddenberrys Vision die Arbeit der Autoren auch manches Mal eingeschränkt hat. Der Verdienst von Autoren wie Moore, Braga und Produzent Rick Berman war es, die Serie dahingehend zu verändern, wie wir sie heute kennen. Insofern war es sinnvoll, den Nachruf auf Roddenberry im zweiten Extra zu platzieren, weil es dort dann mehr um die Person geht und nicht um Roddenberrys Star Trek, das Thema des ersten Extras ist.
Etwas wild vermischt mutet es leider an, dass im zweiten Extra auch noch ein paar Themen der fünften Staffel eingemengt werden. So spricht Gates McFadden (TNG: Dr. Crusher) über den Weggang von Wil Wheaton (TNG: Wesley Crusher), was von uns in der vierten Staffel vermisst wurde. Schade ist auch, dass die Gastdarsteller Michelle Forbes (TNG: Ro Laren) und Colm Meaney (TNG: Chief O’Brien) nicht zu Wort kommen, wo sie doch in der fünften Staffel beide eine bedeutende Rolle spielten.
Großes Lob gebührt CBS einmal mehr für die Idee, verschiedene Teilaspekte der Serie in Gesprächsrunden zu thematisieren. Dieses Mal wurden die Star Trek-Komponisten Dennis McCarthy, Ron Jones und Jay Chattaway zum Gespräch eingeladen. Gemessen daran, wie bedeutsam die Musik für eine Serie ist, und wie sie gerade Star Trek in besonderem Maße charakterisierte (und polarisierte), verwundert es, dass das Augenmerk erst so spät auf die Komponisten gerichtet wurde. Denn wohl kaum jemand in der Produktion musste für seine Arbeit so ganzheitlich auf das Produkt blicken, um es entsprechend zu untermalen. Mit der Länge von über einer Stunde nimmt sich der Betrachter eine Menge vor mit der Gesprächsrunde – aber es lohnt sich.
Schön ist einmal mehr auch das Gag Reel mit geschnittenen Szenen. Die Schnipsel gewähren einen Einblick in den Produktionsalltag und die oftmals als familiär beschriebene Stimmung am Set. Mit Blick auf das näher rückende Ende der Serie wäre es noch eine Überlegung, ob nicht irgendeine Art von Kommentierung Sinn macht.
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Fazit
Grandiose Extras, eine super Bildqualität, sehr guter Ton – diesen Dreierpack erhalten Käufer der Blu-rays von Star Trek: The Next Generation auch bei der fünften Staffel der Serie. Wer dachte, dass den Machern nach vier Boxen allmählich die Luft ausgeht, sieht sich (positiv) getäuscht.
Und auch bei der Bildqualität lässt sich sagen: Es geht nicht nur gut – es geht auch besser. Natürlich sieht man als langjähriger Freund der Serie jene Staffeln, die einen besonders begeisterten, mit noch mehr Begeisterung, wenn sie sich in noch besserer Licht- und Farbqualität präsentieren.
Einmal mehr nehmen wir auch in Kauf, dass die erste Disc als Werbeträger für andere Blu-ray-Veröffentlichungen genutzt wird – wer die TNG-Blu-rays schon länger kauft, wird sich vor allem darüber ärgern, dass es immer mehr Wiederholungen sind. Der ursprüngliche Gedanke, einen Trailer für die darauffolgende Staffelbox zu zeigen, wurde offenbar leider verworfen. Wer so viel für die Blu-rays zahlt, erwartet zurecht, dass er die Folgen auch schnell (und werbefrei) betrachten kann.
Unter dem Strich steht – einmal mehr – ein positives Gesamturteil. CBS hat gut daran getan, die Archive aufzuschließen und TNG in nie dagewesener Qualität zu präsentieren. Die Macher haben sich auch um die Erinnerung an diese Serie verdient gemacht, da sie Verantwortliche, Darsteller und Beteiligte noch einmal mit gebührendem Abstand vor die Kamera geholt haben.
Staffeln wie diese waren es, die einen an Star Trek fesselten. Umso schöner ist es nun, sich dank dieser tollen Bildqualität noch einmal neu in die Serie verlieben zu können.
Episoden Promotion
Audiokommentare
Logbuch-Archiv
Gag Reel
Entfernte Szenen
Im Gespräch: Die Musik von Star Trek: The Next Generation
Requiem: Erinnerungen zu Star Trek: The Next Generation
Die vierte Staffel von TNG war eine Familienstaffel. Gleich die erste Folge nach dem Borg-Zweiteiler thematisiert drei Familiengeschichten (Picard, Worf und Wesley Crusher). In weiteren Verlauf erleben wir Hochzeiten (Keiko und Miles O’Brien), ungleiche Brüder (Data und Lore) und überraschenden Nachwuchs (Alexander). Die Autoren gaben aber auch bei anderen Themen Vollgas: Unter anderem erweitern die Cardassianer das Star Trek-Universum um eine weitere Spezies.
Mit den Blu-rays können diese Sternstunden Star Treks nicht nur wieder, sondern ganz neu erlebt werden. Die bessere Bild- und Tonqualität sowie eigens produzierte Extras erlauben einen neuen Blick auf die vierte Staffel von TNG. In dieser Folge des Trekcasts gehen wir auf drei ausgewählte Episoden ein, sprechen aber auch über Extras und die HD-Qualität an sich.
Unterstützung erhalten Yann, Thorsten und Malte in dieser Ausgabe von Trekcast-Hörerin Licia. Sie war in Trekcast #021 mit einer Voicemail vertreten. Neben fundierten Meinungen zur vierten Staffel TNG klärt Licia das Trio außerdem darüber auf, wie sich Karate und Star Trek miteinander verbinden lassen.
Zuvor sprechen wir über ein Interview mit TNG-Gastdarsteller Reiner Schöne und über die drohende Vernichtung des Schwerts von Kahless.
Außerdem: Trekcast-Hörer Mo hat ein Bingospiel zum Trekcast entwickelt. Wer fünf Felder in einer Reihe zusammen bekommt, hat Einfach-Bingo. Vielleicht steckt aber auch noch mehr in diesem Trekcast. Hört einfach mal rein!
Die vierte Staffel von TNG stand ganz im Zeichen der Familienbegegnungen. Blu-ray-Käufer sind aber vor allem gespannt, ob sich Qualitätsprobleme der zweiten Staffelbox wiederholen. Wir haben uns die vierte Staffelbox angesehen.
Von Malte Kirchner
Vorwort
Aus heutiger Sicht erscheint einem die vierte Staffel von Star Trek: The Next Generation wie selbstverständlich als Mitte der Serie. Als TNG gedreht wurde, markierte die 80. Folge hingegen einen wichtigen Meilenstein. TNG hatte damit die Vorgängerserie (TOS) überholt. Gene Roddenberry erlebte ein Jahr vor seinem Tod noch, dass der zweite Anlauf für Star Trek dieses Mal buchstäblich unter einem glücklichen Stern stand. Mit dem Ende dieser Staffel sollte sogar die 100 voll gemacht werden. Und ein Ende war zu der Zeit nicht abzusehen.
Ein Vierteljahrhundert später liegt eine Neubearbeitung der Serie vor. In der jetzt vorliegenden vierten Blu-ray-Box können sich die Käufer auf eine Staffel freuen, in der die Serie ihr Profil gefunden hatte.
Mit jeder neuen Staffel gibt es mehr Episoden, die im kollektiven Fangedächtnis als denkwürdig haften blieben. Im folgenden wollen wir untersuchen, wie die HD-Fassung gelungen ist.
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Die Episoden
Das vierte Jahr von Star Trek: The Next Generation war ein Familienjahr. Die erste Folge nach dem zweiten Teil von “Best of Both Worlds” (Angriffsziel Erde) spielt auf der Erde bzw. im Erdorbit und handelt von Picards Familie. Aber auch Worfs Kindheit auf der Erde wird intensiver beleuchtet. Später in dieser Staffel wird noch sein Sohn Alexander eingeführt. Eine Folge weiter geht es um Data und seinen Schöpfer. Im Laufe dieser Staffel sollten wir auch einen gewissen Miles Edward O’Brien genauer kennen lernen, der später einer der Protagonisten der Nachfolgeserie Deep Space Nine (DS9) wurde.
Die Entscheidung, mehr Familie zu zeigen, erforderte allerdings auch einen Bruch mit einem eisernen Grundsatz der Serie. In den Extras wird anschaulich beschrieben, wie sich Autoren und Produzenten mit Gene Roddenberry darüber stritten, ob die Familienbegegnung überhaupt stattfinden sollte. Roddenberry war ein Anhänger der in sich geschlossenen Episoden. Autoren wie Ronald D. Moore drängten hingegen, Handlungsbögen zuzulassen. Sie erhofften sich dadurch mehr Möglichkeiten für die Charakterentwicklung.
Zurecht: In dieser Staffel taucht zum Beispiel an verschiedenen Stellen die Entehrung von Worf als Thema auf. SIe gipfelt in den finalen Zweiteiler “Redemption” (Der Kampf um das klingonische Reich). Endlich gelang es der Serie auch, den Tod von Tasha Yar zu thematisieren – ein Thema, über das in der ersten Staffel einfach so hinweg gegangen wurde und dass erstmals in “Yesterday’s Enterprise” in der 3. Staffel angesprochen wurde. . Das Auftauchen ihrer Schwester und ihre halbromulanische Tochter Sela sind weitere Beispiele für Bögen, die der Serie immens nützten.Man mag diese Handlungsbögen noch für zögerlich halten – im Vergleich zu heutigen Serien sind sie womöglich kaum der Rede wert. Für Star Trek war es zu der Zeit geradezu revolutionär.
Die vierte Staffel bietet allerhand Highlights: Neben den Doppelfolgen zu Anfang und am Ende sind unter anderem “Datas Tag”, “Der Rachefeldzug” und “Die Reise ins Ungewisse” zu nennen. Dazwischen gibt es allerdings auch noch einige Folgen, die nicht dieses hohe Niveau erreichten oder gar etwas aus dem Rahmen fielen.
Zu erwähnen ist noch, dass mit der vierten Staffel auch die Zeit von Wesley Crusher auf der Enterprise endete. Auch wenn der altkluge Wesley längst nicht mehr so nervtötend wirkte, wie in den Staffeln zuvor, war es für die Serie eine gute Weichenstellung, dass er ausschied. Es sollte allerdings später noch in einzelnen Folgen einige Wiedersehen geben.
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Die Blu-ray-Fassung
Die HD-Fassung von Star Trek: The Next Generation ist eine Mammutaufgabe. Jeder einzelne 35-mm-Filmschnippsel musste in akribischer Arbeit wiedergefunden und digitalisiert werden. Jede Folge wird so zusammengeschnitten, wie sie damals im Fernsehen zu sehen war. Und Dutzende Effekte waren neu zu bearbeiten. Weil dies in dieser schnellen Abfolge von einem Team gar nicht zu schaffen ist, hat CBS Digital die Staffeln mit runder Zahl an einen Dienstleister abgegeben. Dies sollte sich in der zweiten Staffel rächen. Fans beklagten einen Qualitätsunterschied zwischen der Aufarbeitung der ersten und der zweiten Staffel. Der Auftragnehmer hatte offenbar andere, niedrigere Maßstäbe angelegt – dies sah auch CBS so und wechselte die Firma für die vierte Staffel aus.
Mit Modern Videofilm hat CBS ein glücklicheres Händchen bei der Auswahl des Dienstleisters bewiesen. Es darf allerdings auch davon ausgegangen werden, dass die Qualitätskontrolle und die Vorgaben diesmal weitaus strikter waren. Nebenbei bemerkt: Der späte Erscheinungstermin in Deutschland, im September 2013, hat damit nichts zu tun. In den USA erschien die vierte Staffelbox bereits im Juli 2013.
Der neue Dienstleister hatte sich um die 24 Folgen zwischen den beiden Cliffhangern am Anfang und Ende der Staffel zu kümmern. Die Borg- und die Klingonendoppelfolge remasterte CBS Digital in Eigenregie, um ein gleichmäßiges Ergebnis abzuliefern. Hierbei dürfte es auch eine Rolle gespielt haben, dass es Sonder-Blu-rays mit den Cliffhangern gibt. Die Folgen mussten also auch früher als die Staffelboxen fertig werden.
Modern Videofilm hat bei der Bearbeitung der vierten Staffel gute Arbeit geleistet. Als Verbesserung ist zu nennen, dass die in der TV- und DVD-Fassung seinerzeit vorhandenen Helligkeits- und Farbunterschiede durch das Remastering und die Farbkorrektur behoben wurden. Etwas antiquierter Charme bleibt allerdings erhalten: Dafür sorgen die zum Teil etwas grellen Farben, die aber auch der Set- und Kostümgestaltung im Stile der 1990er Jahre geschuldet sind, und die grundsätzliche Entscheidung, die Serie im 4:3-Format zu belassen, also in Kauf zu nehmen, dass Breitbildfernseher links und rechts schwarze Streifen anzeigen.
Die Entscheidung für das Bildformat ist vielfach diskutiert worden. Zugunsten der Befürworter eines von der TV-Fassung abweichenden Formats ist zu sagen, dass einige Szenen in den Extras im 16:9-Format zu sehen sind, also offenbar oben und unten beschnitten wurden. Die Serie wirkt dadurch zeitgemäßer, obwohl anzuerkennen ist, dass vielfach auch Details verloren gegangen wären und die Formatentscheidung letztlich zu akzeptieren ist.
Bei der Bildqualität ist wie immer zwischen Realfilm- und Effektszenen zu unterscheiden. Bei den Realfilmszenen gibt es durch den höheren Detailgrad einen echten qualitativen Zugewinn, weil gerade in den späteren Staffeln viel Energie und Geld in die Sets investiert wurde, was in der damaligen TV-Fassung so gar nicht sichtbar wurde. Wirkte Picards Heimatdorf La Barre in der Fernsehfassung damals noch ziemlich plastikhaft, erstrahlt es in HD in einer Brillianz, die schon einem ganz neuen Erlebnis gleich kommt. Am Beispiel dieser Folge zeigt sich allerdings auch, wo HD am meisten zum Tragen kommt, nämlich in jenen Folgen, die außerhalb der Studios gedreht wurden. Trotzdem gibt es auch in Innenräumen immer wieder Ahaerlebnisse. Als Zuschauer glaubt man auf dem Teppich der Enterprise jetzt regelrecht abgelaufene Stellen zu sehen. In Standardauflösung wirkte der Teppich dagegen oft wie aufgemalt. Übrigens wurden nicht alle Filmrollen wiedergefunden. Glücklicherweise mussten in der Summe aber nur ganz wenige und sehr kurze Szenen von SD- auf HD-Qualität hochgerechnet werden.
Das Hauptaugenmerk vieler Blu-ray-Käufer liegt aber natürlich auf den Effektszenen. Wer parallel die HD-Fassung von Enterprise mitverfolgt, wird bei TNG schwerlich etwas zum Meckern finden. Die Verwendung von Modellen zahlt sich 25 Jahre später aus. Da kann das erst 10 Jahre alte, aber nur mit Computerhilfe produzierte ENT nicht mithalten. Auch bei den Außenszenen hat Modern Videofilm das Niveau der dritten Staffel gehalten. Es gibt nur einige wenige Szenen, wo ein Gefälle zu erkennen ist, was aber dem vermehrten Computereinsatz zuzuschreiben ist. Besonders das Trauma der nicht so schön gestalteten Planetenoberflächen in der zweiten Blu-ray-Box wiederholt sich hier nicht.
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Die Extras
Wie bei den vorhergehenden Staffelboxen finden sich neben bekannten Zugaben auch mehrere neu produzierte Extras in HD-Qualität auf den Blu-ray-Discs. Einmal mehr erfreuen gerade die neuen Extras durch eine realistische Betrachtung der Serie mit Pro und Kontra.
Im Gegensatz zu Enterprise ist der Tenor natürlich ein erfreulicherer, schließlich war TNG eine Erfolgsserie. In “Homecoming”, der ersten von zwei halbstündigen Dokumentationen, beschreiben Autoren und Produzenten, wie sich TNG in der vierten Staffel veränderte. Besonders interessant sind hierbei die Widerstände, die es gegen übergreifende Handlungsbögen gab. Hier gibt es übrigens auch ein Wiedersehen mit Star Trek-Experte Larry Nemecek, der mehrfach im Trekcast zu Gast war.
Das zweite Feature, “Prosperity”, setzt den Fokus auf die Schauspieler. Gates McFadden (Beverly Crusher) erzählt etwas über das Tanzen mit Data, Jonathan Frakes bezieht Stellung zum Verhältnis von Riker und Troi und Brent Spiner spricht über die bemerkenswerte Schauspielleistung in der Folge “Brothers”, wo er gleich drei Figuren verkörperte. Etwas merkwürdig ist, dass der Ausstieg von Wil Wheaton als Wesley Crusher nur eine Randnotiz bleibt. Dies ist umso verwunderlicher, wo doch andere Aussteiger wie Denise Crosby (Tasha Yar) in vorigen Extras mehr Raum erhielten, obwohl sie kürzer dabei waren. Der Charakter von Wesley war ja immerhin vier Jahre Teil des Casts und konnte sich nie so richtig etablieren. Wir erleben in den Extras zwar einen gefrusteten Wil Wheaton, bekommen aber von den anderen Hauptdarstellern in der Sache nur wenig zu hören.
Weitere schöne Zugaben sind das Gag Reel in HD-Qualität, eine Diskussionsrunde mit Akteuren aus dem Art Department sowie allerhand entfernte Szenen, die auch einen Blick darauf erlauben, wie die Serie ohne Nachbearbeitung aussieht. Ferner gibt es zwei Audiokommentare, einen zu der Folge “Brothers”, den anderen zu “Reunion”.
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Fazit
Nicht nur die vierte Staffel von TNG, auch diese neue Blu-ray-Staffelbox steht unter einem glücklichen Stern. Das Qualitätstrauma der zweiten Staffel hat sich nicht wiederholt. Nun ist es sicher nicht so, dass die zweite Staffelbox qualitativ schlecht war. Aber die Kritik jener Käufer, die ein perfektes Remastering erwarten, ist durchaus berechtigt, da doch die Neufassung eine einmalige Chance bietet und jedes Quäntchen Verbesserung zudem ein Kaufgrund sein kann.
Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann das Übermaß an Trailern, die mittlerweile zu Beginn der ersten Disc eingespielt werden. Ein Wechsel der Blu-ray ist ohnehin zeitraubend, weil jedes Mal der CBS-Trailer, der Trailer vom Soundsystem und die Introanimation (mit Hinweistafeln) zu sehen sind. Bei der ersten Discs nehmen die Trailer zu anderen Blu-ray-Veröffentlichungen aber mittlerweile sage und schreibe zehn Minuten ein. Hier wäre eine dezentere Platzierung wünschenswert gewesen.
Die vierte Staffelbox hat viel zu bieten: Tolle Episoden, großartige Extras und eine wunderbare Neubearbeitung. Wer sich in den ersten Staffeln von TNG an fehlenden Handlungsbögen und gemischter Qualität rieb, bekommt mit der gestiegenen Qualität der Serie einen weiteren Kaufgrund geliefert.
So macht TNG Spaß – so wünschen wir uns auch die verbleibenden drei Staffeln.
Der Kampf um das klingonische Reich steht vor allem bei Klingonen-Fans hoch im Kurs. Der Zweiteiler zwischen 4. und 5. Staffel erscheint zusätzlich zu den Staffelboxen auf einer eigenen Blu-ray,
Grund genug für Yann, Thorsten und Malte, sich den Cliffhanger einmal genauer anzusehen: Kann der Cliffhanger Kampf um das klingonische Reich ohne Vorwissen angesehen werden? Was bedeutete sie für die Entwicklung von Star Trek: The Next Generation? Ist die Handlung plausibel? Und welche spannenden Charakterentwicklungen können wir miterleben?
Außerdem: Was sich Paramount dabei denkt, die Extra Blu-ray nur im Einzelhandel zu verkaufen, wie die Vertriebskanäle funktionieren und wir haben wieder eine Menge Zuschriften erhalten, auf die wir in der zweiten Hälfte der Sendung eingehen.
Erstmals meldet sich außerdem ein Trekcast-Hörer in der Sendung zu Wort.
In der dritten Staffel von Star Trek The Next Generation (TNG) war plötzlich anders: Tolle Effekte und tolle Geschichten begeisterten die Fans. Doch kann auch die Blu-ray-Veröffentlichung überzeugen?
Yann, Thorsten und Malte diskutieren über die neue Staffelbox. Wir haben uns exemplarisch für die Staffel die drei Folgen “Der Überläufer” (engl. “The Defector”), “Die alte Enterprise” (engl. “Yesterday’s Enterprise”) und “Der schüchterne Reginald” (engl. “Hollow Pursuits”) angesehen und uns ein Urteil gebildet. Außerdem sprechen wir kurz über die HD-Extras und Yanns unvermeidliche Anekdote darf natürlich auch nicht fehlen.
Außerdem: Wir haben in unserer Archivkiste gekramt und ein ganz besonderes Interview mit einem Star wiedergefunden, der in einer der drei Folgen eine entscheidende Rolle spielt – hört einfach mal rein!
Mit der dritten Staffel wurde TNG inhaltlich richtig gut. Das dritte Jahr gipfelte in einen der besten Cliffhanger der Serie. Doch was macht die Blu-ray-Fassung daraus? Kommen wie in der zweiten Staffel Detailfragen auf? Wir haben uns die neue Staffelbox angesehen.
Von Malte Kirchner
Vorwort
Wann wurde Star Trek: The Next Generation eigentlich richtig gut? Die Antwort lautet: Jetzt. Mit der dritten Staffel gelangt die Blu-ray-Veröffentlichung an jenen Punkt der Serie, als TNG Anfang der 1990-er Jahre einen Kultstatus erreichte, den keiner der Ableger oder gar einer der Kinofilme je einholen sollte.
Die Ursachen für diesen Wandel sind vielfältig. Es hat vor allem etwas mit den Geschichten zu tun. Während sich in den ersten zwei Staffeln Maurice Hurley für den roten Faden verantwortlich zeichnete, gab es in der dritten Staffel einen Wechsel. Hurley ging nach internen Streitereien. An seine Stelle trat nach einem Kurzaufenthalt von Michael Wagner dessen Namensvetter Michael Piller. Piller prägte das Star Trek-Universum. Er war vor allem mutig genug, jungen Autoren eine Chance zu geben. Ronald D. Moore, Ira Steven Behr und Rene Echevarria sind Namen, die noch bei den Ablegern von TNG auftauchten. Nun war das zunächst keine Heldentat Pillers. Er nutzte einfach erstmal nur die vorhandenen Praktikanten aus, die für günstiges Geld ihre Chance ergriffen. Doch rückblickend war es ein Segen für das TNG-Universum, dessen Classic-Anstrich mehr und mehr verschwand.
Der zweite Punkt ist die Optik. Was Piller für die Drehbücher war, sollte Marvin Rush für den visuellen Eindruck der Serie werden. Er beerbte den Kameramann Edward R. Brown und sorgte für eine kinoähnlichere Optik.
Wenn doch schon so alles besser wurde: Wie soll da die Blu-ray-Fassung noch mehr draus machen? Nun, sie macht alles richtig, indem sie genau diese Veränderungen in den Extras aufgreift und erläutert. Und ob auch die grandiosen Bilder von Marvin Rush besser zur Geltung kommen, soll Gegenstand der nachfolgenden Betrachtung sein.
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Die Episoden
Dr. Pulaski ist fort und Dr. Beverly Crusher kommt zurück an Bord der Enterprise – mit einer Rückbesetzung begann diese dritte Staffel von Star Trek: The Next Generation, mit der sich Paramount offenbar mühte, Fehler der Vergangenheit zu beheben oder sogar ganz neue Wege zu beschreiten. So verwundert es auch nicht, dass es in der Folge “Die alte Enterprise” ein Wiedersehen mit Tasha Yar gibt, immerhin das erste Mal seit ihrem Serien-Tod in der ersten Staffel, dass die TNG-Besatzung sich mit ihrem damaligen Verschwinden und den Auswirkungen auf die Besatzung intensiver auseinander setzt.
Es bedurfte offenbar eines Mannes wie Michael Piller und einer Schar junger Autoren, die Piller in die Serie brachte, um die Mosaiksteine des Erfolgs der ersten und zweiten Staffel aufzunehmen und mit einem roten Faden zu verbinden. War die erste Staffel qualitativ noch mittelmäßig und die zweite – auch geplagt durch Autorenstreiks – von Höhen und Tiefen geprägt, stellte sich mit der dritten Staffel erstmals eine Kontinuität auf hohem Niveau ein. Zugegeben: Mit der vierten Staffel wurde es noch besser. Doch diese dritte Staffel kann sich der Zuschauer genehmigen, ohne stellenweise die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen.
Ganz im Gegenteil sogar: Folgen wie “Noch einmal Q”, “Die alte Enterprise” und natürlich der erste Teil des Borg-Cliffhangers “In den Händen der Borg” stehen in den Favoritenlisten vieler Fans. Aber auch Episoden wie “Der schüchterne Reginald” mit Dwight Schultz als Lt. Barclay oder das Wiedersehen mit Sarek in “Botschafter Sarek” sollten sich in das Fangedächtnis einbrennen.
Gleich zu Beginn der Staffel geht es mit “Die Macht der Naniten” solide los – mit diesem Staffelauftakt wurde zugleich deutlich, dass sich die dritte Staffel sehr um die Charakterentwicklung bemühen würde. Am Anfang ist es vor allem das Verhältnis von Wesley Crusher zu seiner Mutter. Wesley hat sich in dem Jahr ihrer Abwesenheit stark weiterentwickelt – die Autoren mussten nun einen Übergang schaffen, da Beverly Crusher in der ersten Staffel noch mit einem kleinen Jungen zu tun hatte.
Doch auch die anderen Charaktere haben ihre Momente, so etwa Worf in “Mutterliebe”, Data in “Datas Nachkomme” oder Troi in “Die Damen Troi”. Für Commander Riker stellt sich spätestens in der Folge “In den Händen der Borg” die Frage, warum er eigentlich noch kein Captain ist und warum er so sehr an der Enterprise klammert. Für Captain Picard ist es ebenfalls eine einschneidende Staffel: Mehrfach wird er gefangen genommen und zuletzt gar von den Borg assimiliert. Seine charakterliche Weiterentwicklung sollte jedoch in der vierten Staffel mit dem Treffen mit seiner Familie noch größere Sprünge machen.
Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass die Produzenten es in der dritten Staffel schafften, die erste vollständige (im Gegensatz zur zweiten) und zugleich die erste gute Staffel hinzubekommen.Große Bilder, große Persönlichkeiten, große Geschichten – wir sollten uns in den darauffolgenden Staffeln daran gewöhnen, was zu diesem Zeitpunkt ein Novum war.
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Die Blu-ray-Fassung
Die zweite TNG-Staffel auf Blu-ray war einiger Kritik ausgesetzt. Planetenoberflächen sahen nicht mehr so schön detailgetreu aus, wie noch in der ersten Staffel. Insgesamt litten Optik und Effekte unter vernachlässigten Feinheiten.
Für die dritte Staffel ist eine solche Debatte nicht zu erwarten. Sicherlich ist es so, dass sich auch hier wieder kleine Fehlerchen eingeschlichen haben. Das Vorgehen, die Filmnegative alle einzuscannen und die Serie komplett neu zusammen zu puzzeln, ist einfach viel zu aufwändig, als dass da nichts schief geht. Entscheidend ist vielmehr der erkennbare Wille zur Perfektion, das Tüfteln an Details, die auch jene erfreuen, die ganz genau hinschauen.
Unter diesem Gesichtspunkt erwartet Käufer die gleiche Qualität wie in der ersten Staffel. Hier in der dritten Staffel hatte nämlich CBS Digital wieder das Sagen. Und mehr noch: Weil die optische Qualität der Serie mit der dritten Staffel stark anstieg, ist das Bild noch viel sensationeller als in den beiden Staffeln vorher. Das wird gleich in der ersten Folge “Die Macht der Naniten” deutlich. Die Außenaufnahme der Enterprise vor dem Neutronenstern sieht in HD-Qualität einfach grandios aus. Auch das Absinken der Enterprise in die Planetenatmosphäre in “Noch einmal Q”, die Borg in “In den Händen der Borg” oder die Außenansichten der Enterprise-C in “Die alte Enterprise” sind alleine schon Grund genug, die HD-Fassung zu kaufen.
Ein Wermutstropfen ist lediglich, dass das 4:3-Bildformat mit steigender visueller Qualität der Serie immer mehr altbacken heraussticht. Zugegeben: Es gibt gute Gründe für die Entscheidung, auf ein Remastering im Breitbildformat zu verzichten. Die Serie für 4:3 gefilmt, so dass in den Randbereichen teilweise Studiogegenstände stehen, die nur schwer wegzuretuschieren sind. Auch ein Beschneiden des Bilds, um es breitbildtauglich zu machen, ist vielfach nur schwer möglich und würde die Originalbildsprache schlimmstenfalls beschädigen. Es wäre aber trotzdem wünschenswert gewesen, eine Breitbildfassung zumindest als Alternative – wenn auch nur für einzelne Folgen – mitzuliefern.
Und noch eine Auffälligkeit soll nicht verschwiegen werden: Einige Nahaufnahmen sind sehr unscharf, so zum Beispiel bei Riker in der Folge “In den Händen der Borg”. Dies scheint allerdings kein Umsetzungsfehler bei der Blu-ray-Fassung zu sein, sondern ist wohl eine Ungenauigkeit beim damaligen Dreh gewesen. 1990 konnte sich wohl noch niemand vorstellen, dass die Folgen einst in HD-Auflösung veröffentlicht werden. Für Standardauflösung reichte das Material, das auf Film aufgezeichnet und folglich herunterskaliert wurde, vollkommen aus.
Zum Ton ist nur zu sagen, dass er in 7.1 DTS-Qualität im Original genauso positiv besticht, wie in den Staffeln zuvor. Der deutsche Ton fällt im Vergleich qualitativ deutlich ab, doch daran lässt sich leider nicht rütteln.
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Die Extras
Es kann so einfach sein, ein geniales Extra zu komponieren. Man nehme einen Moderator wie Family Guy-Schöpfer Seth McFarlane, der zumindest in den USA einen Promi-Status hat, und setze vier Star Trek-Autoren dazu. Die Runde von Ronald D. Moore, Brannon Braga, Naren Shankar und Rene Echevarria ist als Zugabe zu einer Serienveröffentlichung einzigartig. Auf den DVDs war es vor allem den Darstellern und Sachverständigen wie den Okudas vorbehalten, die Serie zu kommentieren – Autoren spielten dabei eine Nebenrolle. Fälschlicherweise, denn diese Leute sind ja immerhin das Gehirn einer Serie. So liefert dieses Treffen im “Writer’s Room” interessante Einblicke in die Entstehung der dritten Staffel. Die Vermutung, dass Gene Roddenberrys Einfluß schwand und die Serie deshalb besser wurde, ist danach schwer aufrecht zu erhalten. Es war wohl vor allem die Handschrift von Michael Piller, der – unterstützt von Roddenberry – neue Saiten aufzog.
Gewohnt hochklassig – sowohl was Bild (HD) als auch Inhalt angeht – ist die neu erstellte Dokumentation zur Entstehung der dritten Staffel. Ergänzt werden die Extras durch das Bonusmaterial, was einst schon den DVDs beilag. Und nicht zu vergessen: Es gibt wieder geschnittene Szenen, die eigens für die Blu-rays in hoher Qualität neu eingespielt wurden.
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Fazit
War es sinnvoll, TNG für HD neu aufzuarbeiten und sollten sich die Star Trek-Fans, -Freunde und Interessierte das kaufen? Diese Frage haben wir schon bei den ersten beiden Staffeln bejaht. Waren die Geschichten manchmal auch schwach, so war doch zumindest die enorme Steigerung der Bild- und Tonqualität einer Produktion der 1980-er Jahre ein Zeugnis der heutigen technischen Möglichkeiten und des großen persönlichen Einsatzes der Verantwortlichen bei CBS. Nachträglich ist es gelungen, die Serie als Ganzes homogener wirken zu lassen, weil augenscheinliche Unterschiede beim Bildmaterial der verschiedenen Staffeln durch das nachträgliche Aufpolieren auf Augenhöhe gebracht werden.
In der dritten Staffel müsste es folglich keine große Steigerung mehr geben, wenn doch folglich eine Homogenisierung stattgefunden hat. Falsch gedacht: Die dritte Blu-ray-Box nimmt diesen produktionsgegebenen Vorsprung und baut ihn weiter aus. Die Bildqualität ist grandios, kleine Details und großartige Weltraumszenen erstrahlen in einer Schönheit, wie sie mit dem vorherigen Bild in Standardauflösung nur zu erträumen waren.
Die Extras bereichern das Wissen jedes TNG-Fans. Sie lassen auch kritische Töne zu, ein sympathischer Zug, der schon bei Enterprise Einzug gehalten hat.
In der Summe entsteht hier ein Mehrwert, der es rechtfertigt, Geld für diese Neuveröffentlichung anzulegen. Die Erinnerung an eine der besten Science-Fiction-Serien wird nicht nur wiederbelebt, sie wird mit neuem Leben erfüllt. Wenn dieser Qualitätsanspruch bestehen bleibt, darf sich jeder TNG-Fan auf die noch folgenden vier Staffelboxen freuen.
Diese dritte TNG-Staffel auf Blu-ray ist eine eindeutige Kaufempfehlung.