2. November 2015 – dieses Datum werden sich die Star Trek-Fans rund um den Erdball merken. Zehn Jahre bangen Wartens, ob es nach dem Quotenmisserfolg von “Star Trek: Enterprise” überhaupt je eine neue Fernsehserie geben wird, enden an diesem Tag mit der befreienden Gewissheit: Ja, es wird sie geben.
Folglich genügte in der langen Pressemitteilung vom US-Sender CBS auch die unter dem Strich sehr dürftige Aussage, dass eine Serie kommt, die ab Januar 2017 losgehen soll, um sogleich eine weltweit umfassende Welle auszulösen. Viel mehr lässt sich dem Text nicht entnehmen, außer, was die neue Fernsehserie nicht sein soll: Eine Fortsetzung der neuen Star Trek-Kinofilme auf der Mattscheibe.
Eine Negativaussage in einer Positivmeldung? Das ist schon außergewöhnlich für eine Pressemitteilung. Den Verantwortlichen schien die Distanzierung von den Filmen aber nötig zu sein, da mit Alex Kurtzman einer der Autoren der ersten beiden Abrams-Trek-Filme das Ruder übernehmen soll. Falschen Erwartungen sollte offenbar von vornherein Einhalt geboten werden. Dass Kurtzman seinem Stil treu bleiben wird, ist dagegen schon zu erwarten. Es wird so oder so ein ganz anderes Star Trek werden: Frei von allen Verbindungen zu jenen, die noch mit Gene Roddenberry zusammengearbeitet haben. Zumindest personell ist es ein echter Neuanfang.
Zwei Fragen stellen sich einem beim Betrachten der Ankündigung sofort: Die erste lautet, warum gerade jetzt die Ankündigung erfolgt ist, und warum es erst 2017, also erst nach dem 50. Jubiläumsjahr, losgeht. Und die zweite Frage lautet, ob eine neue Star Trek-Fernsehserie Erfolg haben kann.
Das Timing der Ankündigung ist bemerkenswert, da viele damit gerechnet haben, dass CBS und Paramount eine neue Serie als besonderes Geburtstagsgeschenk aus dem Hut zaubern könnten. Das Geschenk gab es jetzt schon vor dem Feiertag, aber möglicherweise wollte man in Zeiten, in denen im Internet alles schnell die Runde macht, Herr des Geschehens bleiben und die gute Nachricht selbst verkünden, bevor es andere tun (was die Gerüchteküche freilich nicht davon abhielt, zuletzt in zunehmender Intensität auf eine neue Serie hinzudeuten). Der Start im Januar 2017 ist wohl schlichtweg Sachzwängen geschuldet. Die Produktion braucht Vorlaufzeit. Ein zu ehrgeiziges Zeitziel im Jubiläumsjahr, das nicht eingehalten wird, wäre verheerend.
Die Frage nach den Erfolgschancen ist gleichbedeutend mit der, was sich eigentlich nach zehn Jahren geändert haben soll, in denen einer neuen Serie keine große Zukunft eingeräumt wurde. Zumindest im Kino hat sich der Wind für das Genre der Science Fiction nach der Übersättigung der 2000-er Jahre wieder deutlich zum Positiven gedreht. Die halbe Welt fiebert dem neuen Star Wars-Film entgegen. Und egal, ob man Abrams’ Arbeit mag oder nicht, hat er Star Trek auf der Leinwand zu neuen Erfolgen verholfen. Jetzt wird es spannend, ob sich dieser Aufwärtstrend auch in den Fernsehmarkt übertragen lässt. Dort ist nach wie vor eine Science-Fiction-Müdigkeit spürbar. Wenn aber ein großer Name dort etwas verändern kann, dann Star Trek. Star Trek ist anders als Star Wars auf der Mattscheibe zuhause und feierte dort große Erfolge.
Und noch zwei Gedanken kommen einem beim Blick auf die Ankündigung: Sehr positiv ist die Neuigkeit anzusehen, dass CBS vor allem das Streaminggeschäft bei der Verbreitung der neuen Serie im Blick hat. Erfolgsgeschichten werden momentan dort geschrieben – freilich nur, wenn auch von anderen gelernt wird. Und die zentrale Erkenntnis beim Blick auf andere Serien ist die, dass es neuer Erzählformen bedarf.
Neben der Frage, was in der neuen Star Trek-Serie erzählt wird und mit wem, gibt es also noch viel mehr Punkte, die mit großer Spannung erwartet werden können. Der Erfolgsdruck nach zehn Jahren Fernsehabstinenz ist nicht geringer, sondern viel größer geworden. Übermüdete, ausgelaugte Autoren oder ein Überstrapazieren des Universums, wie es bei Enterprise als Gründe des Scheiterns ins Feld geführt wurden, scheiden für die neue TV-Serie aus. Wenn Star Trek eine Zukunft hat, dann ist diese Serie wegbestimmend. Sie ist zum Erfolg verdammt.